Theresienstadt

Theresienstadt
Theresi|enstadt,
 
tschechisch Terezín ['tɛrɛziːn], Stadt im Nordböhmischen Gebiet, Tschechische Republik, 160 m über dem Meeresspiegel, an der Eger nahe ihrer Mündung in die Elbe, unweit von Leitmeritz, etwa 4 000 Einwohner; Gedenkstätte (in der Kleinen Festung) für die Opfer im jüdischen Getto und im KZ Theresienstadt; Nahrungsmittel-, Holz-, Strickwarenindustrie.
 
 
Barocke Festungsanlagen (1780).
 
 
Theresienstadt wurde 1780 als österreichische Festung gegründet (benannt nach Kaiserin Maria Theresia). Nach Aufgabe der Festungsfunktionen (1882) diente Theresienstadt weiterhin als Garnisonort und die Kleine Festung als Staatsgefängnis (u. a. für Gavrilo Princip, den Attentäter von Sarajevo, 1914).
 
In Theresienstadt bestand neben dem Gestapo-Gefängnis (ab Juni 1940) in der Kleinen Festung November 1941-Mai 1945 ein KZ, das nach Evakuierung aller nichtjüd. Bewohner (bis Juli 1942) die gesamte Stadt umfasste. Theresienstadt war zunächst v. a. zentrales Sammellager für Juden aus dem Protektorat Böhmen und Mähren, ab Anfang 1942 Getto für Juden über 65 Jahre (»Altersgetto«) und »Vorzugslager« für »privilegierte« Juden wie schwer geschädigte oder hoch ausgezeichnete jüdische Teilnehmer des Ersten Weltkriegs (später auch prominente Juden) v. a. aus Deutschland, Österreich und dem Protektorat. Im Rahmen der NS-Vernichtungspolitik diente die angebliche »jüdische Mustersiedlung« Theresienstadt der Aufrechterhaltung der »Umsiedlungslegende« und zur Zerstreuung ausländischer Kritik, aber auch als Sammelstelle beziehungsweise Durchgangslager innerhalb der Deportationen der Juden Mittel- und Westeuropas in die Vernichtungslager. Bis April 1945 wurden rd. 141 000 Personen nach Theresienstadt verschleppt, rd. 35 000 starben dort, 85 000 in den Vernichtungslagern; nur 19 000 überlebten. Bei der Befreiung (8. 5. 1945) befanden sich 17 000 Menschen in Theresienstadt. Bei der Vertreibung der Sudetendeutschen war Theresienstadt Internierungslager.
 
 
H. G. Adler: T. 1941-1945. Das Antlitz einer Zwangsgemeinschaft (21960);
 G. E. Berkley: Hitler's gift. The story of T. (Boston, Mass., 1993).

Universal-Lexikon. 2012.

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